Wenn Babys weinen

Bild ©Désirée Rodrigo Fuentes

Es ist manchmal wirklich schwierig. Da ist die Windel gewechselt, das Kind frisch gefüttert, die Füße warm, und trotzdem ist der Nachwuchs unruhig und weint. Versuche nochmal, ob es nicht noch ein paar Minuten gestillt werden will, oder ob es nicht doch beim Hochheben aufstößt.

Wichtig ist jetzt, nicht in Aktionismus zu verfallen sondern dein Kind ruhig auf den Arm zu nehmen.

Wenn ein Kind weint, dann ist seine Welt nicht in Ordnung. Ob Langeweile, zu viel Aktion, Müdigkeit, Bauchweh, zu kalt, zu warm… ganz oft wissen wir einfach nicht, was diese kleine Welt so durcheinander bringt. Es ist seine Sprache, anders kann es sich nicht ausdrücken, als zu weinen.

Ab der zweiten Lebenswochen entwickelt sein Säugling seine eigene Sprache. Es schreit dann zum Beispiel spitz, wenn ihm der Bauch weh tut, ein „ Nah-nah“ hörst Du wenn es Hunger hat. Du wirst ganz schnell lernen es zu verstehen und dann wird die Kommunikation einfacher.

Sprich in ruhigem Ton mit Deinem Kind wenn es weint. Sag ihm, das es sein gutes Recht ist, sich zu beschweren. Und das sagst Du ihm mit ruhiger Stimme. Wir müssen die Kinder nicht mundtod machen. Nein! Es darf ausdrücken, das es das Wickeln und ausziehen auf dem Wickeltisch gerade völlig doof findet. Manche Kinder wollen vor dem Stillen erst allen Unmut loswerden, bevor sie sich entspannen und dann ruhig trinken. Dann hören wir ihm aufmerksam zu, sagen ihm :“ Ich höre das Du nicht einverstanden bist und viel zu sagen hast. Ich höre Dir zu. Es scheint wirklich wichtig zu sein was Du mitzuteilen hast.“ Es wird sich beruhigen und dir zuhören, oder sich noch etwas weiter Beschweren. Bis es entweder alles „gesagt“ hat, oder bis es wieder angezogen ist.
Natürlich wickelst Du Dein Kind weiter, es braucht ja eine trockene Windel. Auch wenn es weint. Aber sprich mit ihm. Mit ruhiger, gefestigter Stimme. Tiefe Töne nehmen die Kleinen gut wahr, da sie die Vibrationen spüren, deshalb beruhigen sie sich bei Papa auf dem Brustkorb so gut, besonders wenn der spricht oder etwas vorsingt.

Wer mich kennt, weiß, das ich ein großer Fan der großen Gymnastikbälle bin. Nächtelang habe ich auf dem Ball verbracht, meine Kinder im Arm, sanft schwingend. Die Kleinen beruhigen sich, Luft kann entweichen, und auch für die Eltern ist das wunderbar entspannend.

Wenn Du trotz wiegen und kuscheln Dein Kind nicht beruhigen kannst, dann nimm es auf den Arm und gehe ganz langsam durch die Wohnung. Achte auf jeden einzelnen Schritt. Wie du den Fuß anhebst, wie er auf dem Boden aufsetzt. Wie der andere Fuß abhebt, wie er aufsetzt. Langsam, Schritt für Schritt. Und immer mit der Aufmerksamkeit auf die Füße gerichtet. Wie fühlt sich der Boden an? Wie der Teppich? Ist der Untergrund weich? Hart? Kalt? Warm? Und achte auf deine Atmung. Sag dir beim Einatmen „ein“ und beim ausatmen „aus“.

Beobachte in dir, ob Verzweiflung oder sogar Wut aufkommt. Wenn ja, dann begrüße diese Gefühle, umarme sie gedanklich, so wie du dein Kind in den Arm nimmst und wiegst. Sag Deiner Verzweiflung das Du sie siehst und das Du Dich um sie kümmerst. Mach das 10-15 Minuten, dann wirst Du merken das Du Dich entspannst. Erwarte nicht von Dir, das Du niemals verzweifelst oder niemals ärgerlich wirst. Diese Gefühle gehören zum Leben. Wichtig ist nur, das Du sie nicht fort schiebst und verdrängst, sondern wie eine gute Freundin begrüßt und sie gedanklich auch in den Arm nimmst. Sing etwas, für Dein Kind und für deinen Ärger.

Schau mal nach Deinem Kind auf Deinem Arm: Fängt es an, sich zu beruhigen?

Sollte ein Säugling mehrere Stunden am Stück schreien ohne sich beruhigen zu lassen und Du machst Dir ernsthafte Sorgen, hat es Fieber oder mehr als acht volle Stuhlgangwindeln am Tag, lass es vorsichtshalber vom Kinderarzt anschauen.

Bild aus Astrid Lindgrens „Ich will auch Geschwister haben“, Bild von Ilona Wikland